17.12.2012 – Online-Marktplätze sind bereits an jeder Ecke des Internets zu finden. Eines haben sie alle gemeinsam: Finanziell profitieren nur die Verkäufer und der Online-Marktplatz selbst. Das neue Social Startup fraisr (www.fraisr.com) möchte diesen Zustand nun ändern, indem es auf seiner Plattform ermöglicht, für den guten Zweck zu handeln. Darüber spricht Co-Founder Alex Schwaderer mit social-startups.de.
Alex, unter dem Namen fraisr können sich nicht alle etwas vorstellen. Würdest du uns erklären, was fraisr ist und woher der Name kommt?
fraisr ist der erste Online-Marktplatz, auf dem das gemeinsame Kaufen und Verkaufen für einen guten Zweck im Mittelpunkt stehen. Bei fraisr können sowohl private wie auch gewerbliche Verkäufer ihre Angebote einstellen und dabei selbst festlegen, welchen guten Zweck sie mit welchem Teil ihrer Erlöse unterstützen möchten.
Der Name fraisr ist die Verdichtung von friendraiser – denn genau darum geht es bei uns: Gemeinsam mit Freunden für die gute Sache handeln. fraisr ist somit zwar ein Kunstwort, verrät zugleich aber viel von dem, was wir machen.
Welche Geschichte steckt hinter der Gründung von fraisr?
Die Geschichte von fraisr begann im Herbst 2011. Auslöser unserer Überlegungen war damals die Beobachtung, dass das Handeln im Social Web, sprich Social Commerce, stark hinter den Erwartungen blieb – für uns die Folge mangelnder sozialer Relevanz. Das soll heißen: bei den meisten Social Commerce Angeboten fehlt der Anreiz, warum z.B. mein Facebook-Freundeskreis meinen Konsum besonders lobenswert, geschweige denn unterstützenswert finden sollte. Schnöder Konsum reicht nur selten als Identifikationsfläche.
Zugleich haben wir gesehen, dass sich Hilfsorganisationen schwer tun, ihre große Anzahl von Sympathisanten im Social Web zum Spenden zu bewegen: Viele Menschen, gerade auch Jüngere, haben heute starke Sympathien für die Arbeit von Hilfsorganisationen – sie tun sich aber schwer, diese jenseits von Online-Petitionen zu unterstützen. Sei es, weil Ihnen dazu die Mittel fehlen oder weil traditionelle Spendenkanäle aus ihrer Sicht antiquiert und ineffizient sind.
Das Ziel von fraisr ist es nun, all diesen Menschen eine einfache, zeitgemäße Spendenalternative anzubieten, und zwar durch das gemeinsame Handeln für einen guten Zweck. Und weil dadurch aus schlichtem Konsum ein kleines soziales Engagement wird, erhält der Handel im Social Web ganz nebenbei die Relevanz, die ihm bislang zumeist gefehlt hat: Auf einmal macht es Sinn, Kaufs- und Verkaufsaktionen mit seinen Facebook-Freunden zu teilen, sie einzuladen sich anzuschließen, mitzumachen und gemeinsam ein wichtiges Anliegen zu unterstützen.
Wie hat sich das Gründerteam von Fraisr eigentlich gefunden? Wie groß ist das gesamte fraisr-Team mittlerweile?
Lukas und ich haben zuletzt zusammen als Strategen in einer bekannten Berliner Kommunikationsagentur gearbeitet. Dort haben wir die Arbeit des jeweils anderen schätzen
gelernt und bei einer gemeinsamen Dienstreise erstmals die Idee zu fraisr formuliert. Die ließ uns dann nicht mehr los und irgendwann war klar: „Das machen wir jetzt“.
Oskar ist wiederum ein alter Freund aus Schulzeiten. Er bringt viel Erfahrung aus dem Bereich Finanzen mit und ist seit der ersten Stunde Teil von fraisr. Neben uns drei Gründern besteht das Team aktuell aus noch drei weiteren Mitarbeitern: Einem Produktmanager, einem Frontend-Entwickler und einer Marketing/ Community-Managerin. Wie es sich für ein ordentliches Startup gehört, suchen wir aber weitere Verstärkung – aktuell insbesondere einen talentierten Backend-Entwickler.
Wie sieht es bei euch mit der Finanzierung aus? Habt ihr Investoren finden müssen oder konntet ihr die Gründung selbst finanzieren?
Wie viele andere Gründer auch, haben wir uns die ersten Monate allein aus Eigenmitteln finanziert. Dann war jedoch der Zeitpunkt gekommen, Hilfe von Investoren anzufragen.
Dabei sind wir mit fraisr auf gesundes Interesse gestoßen und freuen uns, nun eine Gruppe tatkräftiger Unterstützer an Bord zu haben.
Könntest du einen Zwischenstand nennen, wie Fraisr bis jetzt angelaufen ist?
fraisr ist jetzt seit Anfang November online, insofern ist es fast noch ein bisschen früh für einen Zwischenstand. Das bisherige Feedback seitens der Nutzer und Spendenpartner ist jedoch sehr bestärkend für uns. Unser Marktplatz füllt sich stetig und auch die mediale Sichtbarkeit nimmt gute Formen an. Insofern ein perfekter Zeitpunkt jetzt auch selbst auf fraisr aktiv zu werden!
Welche wichtigen Dinge hast du in der Gründungszeit gelernt?
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Im Ernst: Man lernt sehr schnell, dass auch die vermeintlich beste Planung nur bedingt der Realität standhält. Täglich tauchen neue Herausforderungen und Gelegenheiten auf, manches tritt schneller ein als gedacht, anderes dauert eine Weile länger. Dabei einen klaren Kopf zu bewahren, die erforderlichen Anpassungen vorzunehmen und dennoch seinem Kurs treu zu bleiben, ist sicher eine Herausforderung und etwas dass man als Gründer schnell lernen sollte.
Was wäre dein größter Wunsch für die Zukunft – sowohl in privater als auch beruflicher Hinsicht?
Beruflich hoffe ich, dass es uns gelingt, mit fraisr eine Marktplatz-Alternative nachhaltig zu etablieren. Eine Plattform, auf der Menschen mit Spaß für die gute Sache handeln und Hilfsorganisationen spürbare Unterstützung erfahren.
Privat wünsche ich mir weiterhin so viel Harmonie, Zufriedenheit, Gesundheit für meine Familie und mein Umfeld. Und mir selbst vielleicht wieder etwas mehr Muße, dies auch zu genießen.
Wir bedanken uns recht herzlich für die Zeit, die du dir für das Interview genommen hast. Würdest du abschließend noch einige Worte zu dir selbst sagen?
Geboren und aufgewachsen bin ich im beschaulichen Ruhrgebiet, genauer in Bochum. Nach Abitur und Zivildienst habe ich in Bremen und Dortmund Wirtschaftswissenschaften studiert. Nach meinem Studium hatte ich die Chance, einen Jobeinstieg als Stratege bei einer New Yorker Werbeagentur zu finden. Nach zwei spannenden Jahren in New York, bin ich 2007 nach Berlin gezogen und habe hier und in Frankfurt Main noch einige Jahre als Kommunikationsstratege gearbeitet. Seit dem Frühsommer 2012 bin ich einer der Gründer und Geschäftsführer von fraisr. Ich arbeite aktuell in Neukölln und wohne in Berlin Mitte.