Fairbnb.coop ist ein italienisches Startup, dass die Welt der kurzfristigen Vermietungen (z.B. Airbnb) revolutionieren möchte. Es hat sich zum Ziel gesetzt eine Alternative zu extraktiven Plattform Modellen zu entwickeln, in dem sie das eingestaubte Genossenschaftsmodell modernisieren und lokale Wertschöpfung zentral im Geschäftsmodell verankern wollen.
Fairbnb.coop: Destination Sozialer Impact
Emanuele dal Carlo, ein italienischer Unternehmer und Aktivist, lebt in Venedig und beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit Tourismus und insbesondere mit den Auswirkungen von kurzfristigen Vermietungen. Für Emanuele gilt: “Erfolgt lokale Wertschöpfung in der Tourismusbranche, so muss auch lokal reinvestiert werden, um nicht extraktiv, sondern gemeingesellschaftlich nachhaltig zu wirtschaften.” Das Ziel: eine Alternative zu extraktiven Plattform Modellen zu schaffen, die Menschen und nicht Profite in den Mittelpunkt stellt.
Fairbnb.coop: Eine europäische, soziale Alternative?
Für die NutzerInnen unterscheidet sich Fairbnb.coop nicht stark von seinem amerikanischen Konkurrenten, außer dass man Fairbnb.coop bisher nur in neun europäischen Städten nutzen kann. Deren jeweilige Geschäftsmodelle unterscheiden sich jedoch erheblich. Fairbnb.coop integriert soziale und lokale Wertschöpfung zentral im Geschäftsmodell. Genau wie Airbnb verlangt auch Fairbnb.coop eine Kommission pro Transaktion. Allerdings verwenden die Gründer die Hälfte dieser Kommission, um den Plattformbetrieb aufrechtzuerhalten und zu verbessern, während die andere Hälfte zur Finanzierung sozialer, ökologischer Gemeinschaftsprojekte lokal reinvestiert wird. Des Weiteren wendet Fairbnb.coop zusätzlich eine ‘one host, one house’ Regel an, die lokalen Wohnraum und Mietpreise schützen soll. Fairbnb.coop setzt auf lokales, dezentrales, doch internationales Wachstum. Lokale Teams bilden eine lokale Kooperative und bauen so Fairbnb.coop dezentral in lokalen Hubs auf. Die Plattform zentralisiert alle bürokratischen Aspekte und stellt die digitalen Tools den lokalen Teams zur Verfügung. Lokales Wissen fließt so in das Modell ein.
Genossenschaftliche Plattform Modelle: Eine Alternative zur ‘Sharing Economy’?
Fairbnb.coop proklamiert: “We are putting the “share” back into the Sharing Economy”. Denn das Ziel der GenossenInnen ist es, das verstaubte Genossenschaftsmodell zu modernisieren und zu digitalisieren. Hierfür müssen zwei zentrale Aspekte neu definiert werden: die Organisations- und Entscheidungsfindungsstrukturen und die nachhaltige Skalierung des Projekts. Während traditionellen Plattform Modelle oft durch viel Risikokapital finanziert werden, um die Plattform schnell zu skalieren, wird dabei viel Entscheidungsgewalt an die GeldgeberInnen abgegeben. Dies kann in manchen Fällen im Widerspruch zu der sozialen oder ökologischen Vision des Unternehmens stehen. Um dies zu verhindern setzt Fairbnb.coop auf das italienische Arbeitnehmer-Genossenschaftsmodell. In diesem Modell werden zwei Drittel der Stimmrechte für ArbeitnehmerInnen reserviert, auch wenn diese nur geringe Kapitalanteile an dem Unternehmen halten. Entscheidungen werden so hoch demokratisch getroffen. Es sei allerdings schwierig, so Emanuele, InvestorInnen mit viel Kapital für Fairbnb.coop zu gewinnen, da diese häufig von einem solchen Entscheidungsfindungsmodell zurückschrecken. Dazu Emanuele: ‘Demokratie ist ein Engagement, das Energie benötigt aber das auf langfristige Sicht gesamtgesellschaftlichen größeren Mehrwert schafft.’ Auch Wachstum und die Skalierung des Modells ist für Fairbnb.coop wichtig aber nicht um jeden Preis. Fairbnb.coop möchte nicht so schnell wie möglich, sondern so stetig und nachhaltige wie nötig wachsen, ohne die langfristige Vision, nämlich die lokale Wertschöpfung, aus den Augen zu verlieren. InvestorInnen, die in Fairbnb.coop investieren, teilen die gleiche Vision.
Wie können wir unseren “Share” dazu beitragen?
Das Ziel von Fairbnb.coop ist es innerhalb der nächsten 5 Jahren zu zeigen, dass ein solches nicht-extraktives Modell funktionieren kann. Das sei wie bei einem Hybrid Auto, so Emanuele, wenn es einmal da sei, dann ginge kein Weg mehr daran vorbei. Vielleicht schaust Du beim nächsten Städteurlaub mal bei Fairbnb.coop vorbei? Oder vielleicht hast Du sogar Lust Dich als erste:r Fairbnb.coop AktivistIn in Deutschland zu engagieren und das Angebote in Deiner Stadt aufzubauen?
Autorin: Carina Krastel
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