Wegwerfwindeln sind praktisch, verursachen jedoch eine Menge Müll. Das Startup DYCLE möchte aus diesem Einmalartikel in Zukunft Humus für den Obstanbau gewinnen und so den Windelkreislauf schließen.
Volle Windel – ab in den Müll damit. Oder? Nicht, wenn es nach Ayumi Matsuzaka, der Gründerin von DYCLE, geht. Das Startup aus Berlin möchte mit seiner Idee den Material- und Nährstoffkreislauf von Babywindeln schließen. Wie das geht? Mit dem Windelkreislauf.
Mit ökologischem Windel-Recycling die Umwelt schützen
Bis ein Kind windelfrei ist, muss es im Schnitt 5.000 Mal gewickelt werden. In Deutschland verbrauchen die knapp drei Millionen Wickelkinder täglich mehr als acht Millionen Wegwerfwindeln. In der Regel werden diese über den Restmüll entsorgt und landen somit in Müllverbrennungsanlagen. Wegwerfwindeln verbrauchen somit nicht nur bei der Herstellung Energie und Ressourcen, sondern auch bei der Entsorgung. DYCLE schlägt nun einen ganz neuen Weg vor, wie Babywindeln hergestellt und wiederverwendet werden sollen:
Der Kreislauf – oder „Wie aus Windeln Erde wird“
Die Grundvoraussetzung für das Zustandekommen des Kreislaufs sind hundertprozentig ökologisch abbaubare Windeln – und natürlich ein Baby. Die getragenen Windeln werden gesammelt, von DYCLE abgeholt und kompostiert. Während des Kompostierens werden die organischen und pflanzlichen Bestandteile zersetzt. Nach und nach verwandeln sich die vollen Windeln in eine tiefschwarze, feucht-krümelige Masse – den Humus. Dieser hochwirksame organische Dünger wird dann für den Bio-Anbau von Obstbäumen und anderen Pflanzen verwendet, aus denen später Babynahrung beziehungsweise ökologisch abbaubare Windeln hergestellt werden sollen. Und wenn alles klappt, landen die beiden Produkte wieder in der Kompostierung von DYCLE.
Diese „Produktion“ soll sehr ergiebig sein. So schreibt DYCLE, dass ein Kind allein pro Monat mehr als 30 Liter wertvoller Humuserde herstellen kann, auf der sich etwa 1000 Bäume pro Jahr pflanzen liesen. Doch nicht nur Eltern von Kleinkindern sollen mitmachen können; DYCLE verarbeitet auch zersetzbare Biomüll-Tüten.
Der erste Haufen ist schon fertig
Bereits im Sommer 2015 haben 20 Berliner Familien das Projekt erfolgreich in der Praxis getestet. Eine zweite, über Crowdfunding finanzierte, Testrunde erfolgte in 2016. Am 26. November 2016 wurden dann die ersten 100 Obstbäume gepflanzt.
Unterstützt haben bei der Entwicklung des Kreislaufsystems unter anderem die Technische Universität Berlin, die Universität Tübingen, Windel-Hersteller sowie weitere Partnern. Das Startup gewann mit seiner Idee bereits den Zeri Award 2015 und den Next Organic Startup Award 2016. Seit Juni 2016 wird DYCLE außerdem vom Social Impact Lab Berlin unterstützt.
DYCLE bedeutet übrigens „Diaper Cycle“, auf Deutsch: Windelkreislauf.