In der Kaffeerösterei Friedl im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg verkaufen Sascha und Barbara selbstgerösteten Bio-Kaffee und selbstgebackene Kekse. Qualität und Nachhaltigkeit – sowohl für die Zutaten als auch für das eigene Leben – stehen bei Friedl im Vordergrund. Bei der Wahl der Kaffeebohne legen die beiden viel Wert auf Bioqualität und fair trade. Die Zutaten für das Gebäck sollten neben bio am Besten auch regional sein. Unsere Autorin Tamara Schiek hat mit Barbara gesprochen:
Liebe Barbara, vor eurem jetzigen Laden hattet ihr bereits etwa fünf Jahre ein Café in Berlin. Wie kamt ihr damals auf die Idee ein Café zu eröffnen?
Die Idee unser Café zu eröffnen entsprang weitestgehend einer Spinnerei, die wir immer weiter fortgesponnen haben, bis sie sich soweit manifestiert hatte, dass wir sie einfach umsetzen mussten. Als wir uns kennenlernten, war ich Buchhändlerin und Sascha klassischer Flötist. Sascha kam mit dieser Idee von einem eigenen Café daher und traf bei mir ins Schwarze, denn ich war mit meiner Stelle als Abteilungsleiterin nicht glücklich. Anscheinend waren wir beide auf der Suche nach etwas anderem.
Weshalb habt ihr euer erstes Café dann geschlossen?
Für die Schließung unseres Cafés gab es letztlich mehrere Gründe: wir hatten gerade unser erstes Kind bekommen, sodass ich vorerst als Arbeitskraft ausfiel. Es musste also eine ganze Arbeitskraft ersetzt und bezahlt werden. Dazu kam eine nach nunmehr fünf Jahren unerwartet starke Mieterhöhung. Daraufhin haben wir beschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen, weil sich in unseren Augen Aufwand und Nutzen nicht mehr die Waage hielten.
Etwas später habt ihr dann “Friedl Rösterei & Kekse” eröffnet. Worin unterscheiden sich die beiden Cafés?
In unserem neuen Laden, den wir ausdrücklich nicht als Café sondern als Laden bezeichnen, bieten wir ein stark reduziertes Angebot an. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verkauf von Waren und nicht auf dem Verzehr im Laden. Es gibt tatsächlich nur Kaffeebohnen und Kekse! Und nur einen, wenn auch großen, Tisch. Die Beweggründe für diese Konzentration sind eine Optimierung von Aufwand und Nutzen. Außerdem haben wir im jetzigen Geschäft bis auf ganz wenige Ausnahmen komplett auf bio, wenn möglich auch fair trade, umgestellt. Und Sascha röstet den Kaffee selbst, was er schon immer machen wollte. Wir bieten also nur selbst hergestelltes bzw. selbst geröstetes an.
Hat sich Sascha das Kaffeerösten selber beigebracht?
Ja. Als ich Sascha kennenlernte, hat er seinen Kaffee im Backofen geröstet. Ihn verbindet eine lange Zeit und ständige Auseinandersetzung mit diesem Thema. Er hat sich das alles eigenständig erarbeitet und tut das noch.
Euer Ziel ist es, den Kaffee im direct trade (direkten Handel) von den Kaffeebauern zu beziehen. Was sind für euch die Vorteile von direct trade?
Dieses Ziel, den Kaffee ausschließlich direkt zu handeln, ist in der Prioritätenliste leider nach hinten gerutscht. Zuviel gibt es im Laden zu tun, und das hat in unseren Augen Vorrang.
Der Vorteil von direct trade liegt auf der Hand: man weiß genau, dass der Kaffeebauer und seine Angestellten bezahlt werden und wie viel sie bekommen. So können wir letztendlich dem Hersteller mehr bezahlen, obwohl es uns im Idealfall weniger kostet, weil kein Dritter die Hand aufhält. Eine klassische win-win-Situation.
Im Interview mit kiezpopcorn sagt ihr, dass bereits Kontakt mit einem Kaffeebauern in Kolumbien besteht. Wie nehmt ihr Kontakt zu den Kaffeebauern vor Ort auf? Und von wo bezieht ihr euren Kaffee, wenn noch kein direkter Kontakt besteht?
Bisher haben sich alle direkten Kontakte zu den Produzenten zufällig ergeben. Allerdings hatte bis jetzt nur der kolumbianische Kontakt Bestand. Dieser Kaffeebauer hat sein eigenes Zwischenlager in Luxemburg. Die restlichen Bohnen beziehen wir beim Großhändler in Hamburg.
Und woher kommen die Zutaten für die Keksbäckerei?
Die Zutaten für die Kekse beziehen wir vom Bio-Großhandel und vom Bioladen. Bei den Backzutaten ist bio immer möglich, regional leider nicht immer.
Du sagtest außerdem, dass Transparenz für euch eine wichtige Rolle spielt. Jedoch findet man auf eurer Website beispielsweise kaum Informationen darüber, woher der Kaffee genau stammt und wie ihr sicherstellt, dass es sich um fair trade Ware handelt. Wie passt das zusammen?
Es stimmt: auf unserer Website ist sehr wenig zu erfahren. Sie nimmt in unserer Wahrnehmung einfach sehr wenig Aufmerksamkeit in Anspruch. Auch der Webshop führt ein Mauerblümchendasein. Es ist einfach so, dass 99% des Kaffees im Laden verkauft wird. Und dort erzählen wir unseren Kunden bereitwillig alles, was sie wissen wollen; von den Backrezepten über die Röstprofile bis hin zum Rohkaffeeeinkaufspreis.
Und zu guter Letzt: was sind eure Pläne und Ziele für die Zukunft?
Die nahe Zukunft ist am einfachsten, aber auch am banalsten: mehr Regale für den ganzen Rohkaffee. Pläne für das „Weihnachtsgeschäft“, von welchem wir im letzten Jahr völlig überrascht wurden. Letztendlich mussten wir aber erkennen, dass es das tatsächlich gibt. Oder das Planen und Ausführen einer Plakataktion kommenden Herbst. Zur mittleren Zukunft denke ich, dass wir vermehrt Gastro-, Büro-, oder sonstige Größer – bis Großabnehmer suchen. Es stellt sich als angenehmer heraus, größere Mengen an Kaffee zu vertreiben als kleinere. Und Zukunft Zukunft ist natürlich ähnlich wie bei den Wetterlangzeitprognosen: Es wird immer unschärfer und verschiedene Ideen sind möglich. Was natürlich wieder den Spinnereien Tür und Tor öffnet… womit sich der Kreis wieder schließt.
Ein Kommentar
Hab einmal besucht. Wirklich schöne Kaffeerösterei aus Berlin. Kann nur empfehlen.