Beim The Real Junk Food Projekt werden den Kunden Gerichte angeboten, die aus Lebensmitteln hergestellt werden, die ansonsten von Supermärkten, Lebensmittelhändlern oder der Tafel weggeworfen worden wären. Auch in Berlin soll nun mit diesem Projekt ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung gesetzt werden.
Das Gemüse ist zu krumm gewachsen, das Obst hat eine Druckstelle, das Mindesthaltbarkeitsdatum wurde erreicht und das Brötchen ist von gestern. Dann ab in den Müll damit – oder? Weltweit werden jährlich ca. 1,3 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Dies entspricht einem Drittel der weltweiten Produktion. In Industrieländern sollen sogar knapp die Hälfte der Nahrungsmittel weggeworfen werden. Gleichzeitig hungern knapp 800 Millionen Menschen. Dass das nicht zusammen passt dachte sich auch Adam Smith, Gründer des The Real Junk Food Project.
Von der Tonne auf den Teller
Begonnen hat diese Bewegung gegen Lebensmittelverschwendung in England. Genauer gesagt in Armley, Leeds. Dort gründete der gelernte Koch, Adam Smith, ein soziales Café, das auf dem “pay as you feel”-Prinzip basiert. Das bedeutet, jeder zahlt so viel, wie er zu geben bereit ist oder so viel, wie er kann. Und wenn dies nichts ist, kann stattdessen beim Abwasch geholfen werden. Hergestellt werden die Gerichte aus Nahrungsmitteln, die ansonsten im Müll gelandet wären. Insbesondere Supermärkte, Lebensmittelhändler und Restaurants sollen dazu ermuntert werden, Nahrungsmittel, die zwar nicht mehr zu verkaufen, aber noch gut sind, lieber dem Projekt als der Mülltonne zu geben. Doch bei diesem Vorhaben stieß Adam Smith nicht nur auf gesetzliche Hürden. Das englische Gesetz verbietet den Verkauf von Lebensmittel nach Überschreiten des Verfallsdatums – nicht jedoch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Viele Supermärkte werfen die Nahrungsmittel jedoch bereits Tage vor dem Verfallsdatum weg, wollen aber oft nichts mit solchen Organisationen wie der von Adam Smith zu tun haben. Ist dies der Fall, holen die Leute des The Junk Food Projects die Lebensmittel direkt aus den Abfallcontainern; gleich nachdem die Supermärkte sie weggeworfen haben. In Deutschland haben sich hierfür Namen wie Containern, Mülltauchen oder Dumpstern etabliert.
Je nachdem was weggeworfen wird, ändert sich die Speisekarte der Cafés. Wurden am Vortag zehn Kisten mit krummen Möhren geliefert, gibt es heute Karottensuppe. Werden Kartoffel, Fleisch und Sellerie geliefert, wird entweder Eintopf oder Auflauf angeboten. Bei Obst werden Kuchen gebacken oder Fruchtsalate gemischt. Dem Einfallsreichtum des Kochs sind hier keine Grenzen gesetzt.
Das Statement gegen Lebensmittelverschwendung verbreitet sich
Seit der Gründung ist das The Real Junk Food Project zu einer globalen Bewegung geworden. In den UK gibt es bereits über einhundert solcher Projekte. Doch auch in Südafrika, Frankreich, Korea und Deutschland begeisterte diese Idee. Im Juni 2015 gründete Tobias Goecke beispielsweise das The Real Junk Food Project Berlin.
Zurzeit baut das Team um Tobias Goecke in Berlin ein Netzwerk an Supermärkten auf, von welchen sie die Lebensmittel beziehen. Einen festen Standort hat das Projekt zwar noch nicht, doch bieten sie das gerettete Essen als Catering Service bei Events oder Seminaren an. Außerdem arbeitet das The Real Junk Food Project Berlin mit anderen sozialen Projekten wie Sharehouse Refugio oder Cooking for Peace zusammen. Ziel ist es jedoch, bald auch ein eigenes Café zu eröffnen oder einen eigenen Foodtruck zu bewirtschaften.