Was haben eine Scanner-Kasse bei der Migros und die Großküche eines Schweizer 5-Sterne-Luxushotels gemeinsam? Beide erfassen Lebensmittel und lassen damit ihre Kassen klingeln. Doch der Hintergrund unterscheidet sich dabei grundlegend: Während bei Migros jeder «beep» Ertrag abwirft, erfasst das Hotel seine Lebensmittel mit KITRO, um seinen Konsum zu reduzieren.
70 % der Essensabfälle sind vermeidbar
Überproduktion, nicht leer gegessene Teller, oder Reste von Buffets führen in Schweizer Gastrobetrieben zu rund 260’000 Tonnen weggeworfener Lebensmittel pro Jahr. Ganze 70 % davon könnten laut Experten vermieden werden. Die beiden Start-upperinnen Naomi und Anastasia, haben dieses Problem bei der Wurzel gepackt und kurzerhand ein Produkt entwickelt, das Außer-Haus Food Waste im Keim erstickt. Gestartet haben die beiden mit einer ausführlichen Analyse der Ist-Situation. Denn als ehemalige Studentinnen der Lausanner Hotelfachschule EHL wissen sie: Die Arbeit in der Küche ist hektisch. Töpfe schmeißen, glühende Hitze, brutzelndes Fleisch. Alles muss raus – und zwar so schnell wie möglich. Da bleibt keine Zeit, um zu prüfen, wie viele Rüeblis und Tomaten zu viel des Guten waren.
KITRO: Eine Technologie mit Sparpotenzial
Das Prinzip ist einfach und genial zugleich. Während die Köche munter ihrem Treiben nachgehen und Rüstabfälle wie gewohnt entsorgen, ermittelt das KITRO-Produkt das Food Waste Optimierungspotenzial. Die Hardware, bestehend aus einer Waage und Kamera, wird direkt beim Abfalleimer in der Küche angebracht und erfasst haargenau alles, was weggeworfen wird. Anschließend wertet eine Software die gesammelten Daten aus und voilà: Der Gastronom erhält einen detaillierten Bericht, der ihm aufzeigt, wie viel und wovon er sich hätte sparen können.
Eine Win-Win-Situation für Weltverbesserer und Unternehmer
Food Waste kostet Restaurants viel Geld. Angesichts des wachsenden Kostendrucks der Branche mangelt es dem Start-up nicht an Interessenten. Und die Resultate sprechen für sich: Mit KITRO können Restaurants bis zu 8 % ihres jährlichen Wareneinsatzes einsparen. Ganz schön viel «Waste» für eine Branche, bei der innerhalb einer Dekade fast zwei von drei Betrieben wieder schliessen müssen.
Wertschätzen statt wegwerfen
Was Naomie und Anastasia betrifft, ist es vor allem der ökologische Aspekt, der sie befeuert. Auch wenn aktuell das Argument des Sparens als Türöffner im Vordergrund steht, wollen die beiden vor allem eines: Ein Bewusstsein schaffen, so dass Lebensmittel wieder geschätzt und nicht verschwendet werden.
Autorin: Tanja Gerster
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