Die erste Auflage des Fairphone war ein voller Erfolg. Schon bald wird die nächste Generation geboren und geht hinaus in die weite Welt. Allerdings zeigt sich, dass es mit der nachhaltigen Produktion Probleme gibt. Warum ist das so?
Eigentlich ist das Fairphone eine Geschichte, von der noch unsere Kinder erzählen werden. Doch werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. Bereits als die erste Auflage des Fairphones bei dem Konsumenten ankommt, liegt im Päckchen eine Postkarte bei: Failphone! Dafür gibt es 1000 Gründe. Eins ist mit Sicherheit gewiss, ein 100 % faires Smartphone herzustellen ist derzeit einfach schlichtweg unmöglich.
Der lange Weg der Handyherstellung
Ein Handy oder Smartphone besteht aus mehreren Hundert verschiedenen Elementen. Darunter sind einige metallene Bestandteile, ohne die eine Handy-Batterie nicht funktionieren würde. Zinn, Tantal, Gold und viele weiterer Metalle werden vor allem im kriegsgeschädigten Kongo gewonnen. Nur rund 1 % an diesen Metallen ist aber tatsächlich im Handy eingebaut, dennoch hat das Prozent große Auswirkungen für die Menschen vor Ort. In den Minen im Kongo schuften Hunderttausende Menschen, um diese Erze zu fördern. Von fairen Arbeitsbedingungen, Löhnen & Co. ist kaum zu sprechen.
Mit dem Geld der Rohstoffe wird seit vielen Jahren der Bürgerkrieg im Ost-Kongo finanziert und somit aufrechterhalten. 2010 erließ die USA ein Gesetz, den Dodd Frank Act, dass Hersteller dazu verpflichtet, alle Produkte, die aus dem Ost-Kongo kommen, zu kennzeichnen. Daraus entstand das Projekt „Solution for Hope“, dass sich für konfliktfreies Tantal und Conflict-Free Tin Initiative (CFTI) für Zinn einsetzt. Dem hat sich auch das Fairphone-Projekt angeschlossen.
Wie das Fairphone den Markt aufwirbelt
Tatsächlich sind im Fairphone bisher nur vier von 30 Metallen und Mineralien konfliktfrei: Tantal, Wolfram, Zinn und Gold. Konfliktfreie Rohstoffe sagen aus, dass keine militärischen Parteien oder Milizen Minen kontrollieren und an diesem Geld verdienen. Was bisher im Kongo selten ist. Das Wort „konfliktfrei“ bezieht sich jedoch nicht auf faire Arbeitslöhne- sowie Bedingungen und Kinderarbeit. Mit dem Anschluss an „Solution for Hope“ ist ein erster Schritt getan.
Geschäftsführer Bas van Abel hat schnell festgestellt und sagt gegenüber der Enorm: „Wir sind zu klein, etwas Eigenes aufzubauen. Es ist wichtig, dass die Firmen zusammen in diesen Initiativen arbeiten.“ Noch ist kein Kraut gegen Schmuggel, Rebellen und Korruption gewachsen, aber ein Anfang ist gemacht. Denn das Fairphone-Projekt schafft vor allem eins: Aufmerksamkeit. Jeder besitzt selbstverständlich ein Handy oder Smartphone, kommuniziert damit, aber wie das Gerät zu dem geworden ist, was es ist, darüber machen sich die wenigsten Gedanken. Während die anderen bekannter Hersteller es vermeiden, darüber zu reden, nimmt das Projekt Fairphone kein Blatt vor den Mund. Vielleicht sollte auch jeder einmal darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist alle zwei Jahre ein neues Handy zu kaufen?
Das Problem Mindestlohn chinesischer Arbeiter
Nicht nur die Beschaffung der Rohstoffe im Kongo wird kritisch betrachtet, sondern auch die Herstellung des Fairphones in der chinesischen Fabrik A’Hong. Dort bekommen die Arbeiter lediglich den Mindestlohn. Dafür gibt es einen Grund. Bas van Abel und sein Team gründeten einen Fonds, über dessen Geld von einem Arbeiter gewählten Bevollmächtigten verfügt wird. In der Satzung ist festgehalten, dass das Geld zum Wohl der Arbeiter ausgegeben werden muss. Ziel dahinter ist es, das Mitbestimmungsrecht der chinesischen Fabrikarbeiter zu stärken. Wie hoch der Betrag dafür allerdings ist, entscheidet die Stimme der Arbeiter.
Was die Zukunft für das Fairphone bringt
Aktuell unterstützt das Team rund ums Fairphone ein Recyclingsprojekt für Handys in Ghana. Sie wollen die Mineralien im kommenden Smartphone nutzen und so wird das Gerät ein Stückchen mehr fairer als vorher. Alles auf Anhieb ändern ist eine tolle Vision, aber nicht machtbar. Es wird lange Zeit brauchen, bis anstatt von einem Failphone vom Fairphone die Rede ist. Die neue Version des Fairphones geht an die nächsten Menschen voraussichtlich Ende Juli raus – vielleicht sind es diesmal noch mehr als 25.000 Personen, die indirekt etwas bewegen wollen.
(Autorin: Katja Seifert)