Gipsplatten zählen zu den zweithäufigsten verwendeten Baumaterialien – fast alle Wände in Wohnungen und Häusern sind mit den Bauplatten verkleidet. Die Beliebtheit von Gips lässt sich zurückführen auf seine einfache Handhabung und praktischen Eigenschaften wie eine starke Schallisolation und Feuerschutz. Jedoch wird der gute Ruf des beliebten Baustoffes nun von dem britischen Startup Adaptavate infrage gestellt.
Denn Gips ist zwar wiederverwendbar, allerdings nicht biologisch abbaubar. Nach seiner Lebensdauer wird Gips als Sondermüll entsorgt, da von den Platten die Gefahr von Giftstoffen wie Sulfaten ausgeht. Allein in Deutschland landen Millionen Tonnen von Gipsüberresten auf der Müllkippe.
Adaptavate will die Bauindustrie nachhaltiger gestalten
Das Startup Adaptavate setzt sich zum Ziel die Bauindustrie nachhaltiger zu gestalten, indem sie ökologische Alternativen zu traditionellen Baumaterialien wie Gips schaffen und somit die Umwelt und den Menschen schützen. Die Gründer bedienen sich bei der Entwicklung an dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft: das Minimieren von Abfällen, durch sein Zurückführen in die Wirtschaft durch zum Beispiel Recycling. Mit ihrem Breathaboard, einer biologisch abbaubaren Bauplatte, legt Adaptavate den ersten Schritt für eine umweltfreundliche Zukunft der Bauindustrie.
Von der Idee zum Startup
In seiner Zeit als Bauunternehmer erkannte Tom Robinson, der Gründer von Adaptavate, zwei Risiken in der Bauindustrie, die der Mensch und seine Umwelt ausgesetzt sind: Neben der nicht einwandfreien Entsorgung von Gips, sind ebenfalls die für den Menschen gesundheitsgefährdeten Folgen zu hinterfragen. Schlechte Isolierungen und alltägliche Aktivitäten wie Kochen und Duschen führen zur Bildung von Kondensation und Feuchtigkeit im Raum, welche wiederum Auslöser für Schimmelbefall an Wänden ist. Schimmelpilz fördert nachweislich Krankheiten wie Asthma und Neurodermitis. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, gründete Tom Robinson das Startup Adaptavate und forschte während seines Masters in Sustainable Architecture an einer ökologischen Lösung, welches schließlich zur Entwicklung einer atmungsaktiven Bauplatte, dem Breathaboard, führte.
Das Breathaboard stellt die Gipsplatte in den Schatten
Das Breathaboard („breathable plasterboard“) erweist sich als nachhaltige Konkurrenz gegenüber der üblichen Gipsplatte, da es aus Getreideabfällen der Landwirtschaft hergestellt wird und dementsprechend kompostierbar ist. Dazu überzeugt die Alternative durch seine feuerresistenten, Akustik-isolierenden und wärmedämmenden Eigenschaften. Ein besonderer Vorteil findet sich außerdem im atmungsaktiven Aufbau des Breathaboards. Die Atmungsaktivität reduziert Schadstoffe in der Luft und verhindert dadurch das Entstehen von Kondenswasser und Schimmel. Die recycelbaren Wandplatten sichern dem Menschen damit ein schadstoffarmes Raumklima und einen gesundheitsfördernden Wohnraum.
Adaptavate feiert bereits Anerkennung
Mit ihrer Idee zu einer nachhaltigen Alternative von Bauplatten aus Abfällen überzeugte das Startup ebenfalls die Jury diverser Preise wie dem Green Alley Awards 2015, dem Shell LiveWIRE Smarter Future Award und dem Shell LiveWIRE Young Entrepreneur of the Year Award. Aktuell ist Adaptavate noch dabei das Breathaboard für den kommerziellen Vertrieb vorzubereiten. Bereits im Verkauf erhältlich ist ihr atmungsaktiver Putz auf Kalkbasis, das Breathaplasta. Ende 2018 begann das junge Startup eine Zusammenarbeit mit dem Isolationsspezialisten Richard De La Roy in den Niederlanden, um der europaweiten Nachfrage nach ökologischen Baumaterialien nachzugehen.
Autorin: Henrietta Lukasch
[su_divider]