NRW – Dr. Christoph Schmitz, Agrarökonom und Gründer des Bildungsprogramms GemüseAckerdemie sitzt mit einer Schulklasse auf dem Weg zu einem Gemüseacker im Bus. Auf der Fahrt unterhält er sich mit einem Schüler. Fragt ihm, was er von dem heutigen Tag auf dem Acker erwarte. Der Schüler entgegnete ihm; nichts. Ich bin Gamer, kein Bauer‘. Ein Jahr später engagierte sich dieser Schüler als Tutor für Gemüseanbau einer anderen Schulklasse.
Aus der Faszination heraus, dass Jede*r – egal ob Schüler, Lehrer, Arbeiter, Angestellte oder Manager – wirklich Jede*r sich für den Anbau von Gemüse begeistern lassen kann, gründete Dr. Christoph Schmitz mit weiteren Kolleg*innen im Jahr 2017 die Ackerpause, um das Anbauen von Gemüse auch für Erwachsene erlebbar zu machen. Im Jahr 2019 folgte, gemeinsam mit seinem langjährigen Kollegen Dr. Julian Siegmann, die Gründung der AckerCompany GmbH, die seither die Ackerpause leiten.
Ackerpause im Office
Das Kerngeschäft der Ackerpause sei dabei das Office-Gardening-Konzept. Dieses Angebot ermöglicht Unternehmen das gemeinsame Anbauen bis hin zur Zubereitung der Ernte von verschiedenste Gemüsesorten innerhalb eines Workshops. Das Beackern einer richtigen Ackerfläche, große Hochbeete in Außenbereichen und sogar Pflanzkästen mit LED-Beleuchtung für Büroräume gehören dabei zu den vielfältigen Anbaulösungen des jungen Start-Ups. „Gemeinsam die Hände schmutzig machen und Pflanzen einbuddeln“ – teilt mir Marketingverantwortlicher der Ackerpause, Julian Ströh, mit. „Dadurch möchten wir unter anderem die Wertschätzung für Lebensmittel und Natur steigern sowie den Teamgeist fördern. Die aktiven Pausen beim Anbauen und Ernten sollen dabei zu frischen Gedanken führen.“ fügt er hinzu. Ich stimme Julian zu. Auch ich arbeite im Office und kenne daher den Alltagstrott mitten in der Großstadt nur zu gut.
Mit dem AckerKickOff die Grundlagen erhalten
Und? Wie läuft das Ganze jetzt ab? Frage ich ihn, um das Konzept auch bei meinem nächsten Teamlunch mal einbringen zu können. Vorstellen könne man sich das Ganze wie ein Zeitstrahl, der sich genau an dem Anbau und der Erntezeit des Gemüses richtet. Im ersten Schritt erfolgt ein AckerKickOff; das bedeutet nichts anderes als dass ein Ackerexperte*in im Rahmen eines intensiven Workshops alle wichtigen Informationen des Gemüsebaus an die Gruppenteilnehmer vermittelt. Auch die dazugehörige Ausstattung wie Bio-Saatgut, Bio-Erde sowie Holzmaterialien zur Zusammenstellung der Hochbeete, werden durch den Experten im AckerKickOff mitgeliefert. Nachdem alle Gruppenteilnehmer beim Aufbau mit angepackt haben, wird anschließend fleißig gesät.
Mit dem AckerMittendrin den Anbau optimieren
Nach dem AckerKickOff erfolgt die Phase, in der das Gemüse durch die Mitackernden in ihren Ackerpausen gepflegt wird. Dabei werden die Teilnehmer*innen durch die App unterstützt, die sie mit ausreichend Wissensschätzen und Organisationstools bedient. Sind die Kulturen reif geht es weiter zum nächsten Workshop, das „AckerMittendrin“, in der die Teilnehmer*innen mit den Ackerexpert*innen ihren Anbau optimieren sowie nachsäen. Das Highlight beim AckerMittendrin? Ein Kochworkshop im Anschluss, in dem eigene Ernte gemeinsam zu einer frischen Mahlzeit angefertigt wird! Schließlich wird das Ganze abgerundet mit dem AckerFinale. Wie der Name schon zu erahnen lässt, handelt es sich um die Endphase des Workshops bevor es in die Winterpause geht.
Klingt alles simpel? Ist auch so!
Finanziert wird das Ganze großteils durch Fördermittel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem Gründerbonus der Investitionsbank Berlin sowie Impact-Investoren. Insbesondere die Fördermittel der Bundesstiftung Umwelt werden aktuell für die Programmierung einer App genutzt, um beispielsweise das Organisationstool zur gemeinsamen Pflege der Beete zu managen oder die Pflegehinweise der Pflanzen auch fix auf dem Smartphone abrufen zu können.
Zeit für die wesentlichen Dinge nehmen
Was soll ich sagen? Das Konzept hat mich beeindruckt. Ich muss gestehen, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass wir in unserem turbulenten Alltag den emotionalen Bezug zu bestimmten Dingen verlieren. Lebensmittel ist da ein echt gutes Beispiel. Wir sollten vielmehr Zeit dafür investieren, um zu fühlen, riechen und zu entdecken. Ich bin der Meinung, Ackerpause kann das ermöglichen und auch für die Zukunft eine gesunde Beziehung für die Natur und dem Lebensmittelkonsum herbeiführen. Und warum sollte das nicht dort passieren, wo wir uns zu 80 Prozent unserer Lebenszeit aufhalten?
Autorin: Tudem Özgüc
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