Vor Kurzem war ich im Urlaub in der Fränkischen Schweiz – ein idyllisches Fleckchen Natur mit malerischen Felsen und dichten Wäldern. Doch irgendetwas hat gefehlt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich verstanden habe, was: Vögel. Wir haben den ganzen Urlaub über kaum Vögel gesehen. Früher tummelten sie sich auf den Campingplätzen und pickten die Krümel vom Frühstück weg. Doch diesmal? Kein einziger Vogel weit und breit. Selbst auf den Wanderwegen waren kaum welche zu sehen. Wo sind all die Vögel hin?
Ein dramatischer Rückgang
Und dann viel mir wieder eine Video von Besteez ein, das ich letztens gesehen habe. Die erschreckende Aussage: Seit 1800 haben wir rund 80% der einst in Deutschland vorkommenden Vogelindividuen verloren. Von 1800 bis 1950 sank die Zahl schleichend, um ungefähr 15%. Aber ab den 1950er Jahren ging es rapide bergab (Minute 6:30 – 11:50). Ein schockierender Rückgang, der zeigt, wie empfindlich unser Ökosystem ist. Ein dramatischer Verlust, der 2021 in der Tatsache gipfelte, dass fast jede zweite der 259 regelmäßig in Deutschland brütenden Vogelarten auf die Rote Liste der Brutvögel gesetzt wurde.
Das Gleichgewicht der Natur – Eine Lektion aus China
Ein eindrückliches Beispiel, wie fatal menschliche Eingriffe in die Natur sein können, liefert die Geschichte Chinas in den 1950er Jahren. Während einer Hungersnot entschied die Regierung, Millionen Vögel zu töten, um die Ernte zu retten – denn sie glaubten, die Vögel würden das Getreide wegfressen. Die Rechnung ging jedoch nicht auf. Ohne Vögel, die natürliche Schädlingsbekämpfer, explodierte die Insektenpopulation und zerstörte die Ernte. Das Ergebnis? Die Hungersnot verschlimmerte sich. Bis heute bemüht sich die chinesische Regierung, die Vogellücke wieder zu schließen. Diese Geschichte zeigt: Wenn nur ein Teil des Ökosystems fehlt, gerät alles aus dem Gleichgewicht.
Doch was steckt nun hinter dem generellen Vogelrückgang?
Warum verschwinden die Vögel?
Dahinter stecken eine Vielzahl von Problemen. Unter anderem das Insektensterben. Ja, ich weiß, gerade habe ich noch von Schadinsekten geschrieben. Doch auch diese sind wichtig, um das fragile Gleichgewicht der Natur beizubehalten. Und es gibt so viele nützliche Insekten. Denn ohne Insekten hätten wir keine Nahrungsmittel. Denn viele Dinge, die wir essen, müssen von Insekten bestäubt werden.
Ein weiterer Punkt ist, dass zu wenig Jungvögel geboren und großgezogen werden. Und das passiert, wenn den Vögeln geeignete Nahrung und Lebensräume fehlen. Immer mehr Tieren – ob Vögel, Insekten, Amphibien, Wildtieren – fehlen ihre natürlichen Lebensräume.
Das Verschwinden der Vögel ist folglich nur ein sichtbares Symptom größerer Probleme: Insektensterben, Urbanisierung, Monokulturen, Pestizide. Und global natürlich der Alleskiller, der Klimawandel. Was können wir also tun, um hier wieder gut zu machen, was all die Jahre kaputt gemacht wurde?
Was wir individuell tun können
Fangen wir klein an: Vögel füttern. Nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer – dann, wenn sie Junge haben und jede Menge Energie brauchen. Hier gibt es Tipps vom NABU zur richtigen Vogelfütterung.
Doch noch wichtiger ist der Erhalt und die Schaffung von Lebensräumen für Insekten und Vögel. Wie? Zum Beispiel indem wir in unseren Gärten kleinen Ecken mit Totholz, hohen Gräsern und Sträuchern anlegen, wo sich Insekten ansiedeln können. Insektenfreundlichen Pflanzen anpflanzen, die Nektar geben, keine Pestizide nutzen. Auch auf dem Balkon können wir Insekten und Vögel mit Wassertränken, insektenfreundlichen Pflanzen und Insektenhotels unterstützen. Auch Katzen sollten in der Brutzeit drinnen bleiben oder zumindest mit Glöckchen ausgestattet werden.
Es gibt auch einige Social Startups, die sich diesem Ziel verschieben haben. Wir stellen ein paar vor:
Startups gegen das Insektensterben
Das Startup Insektenhelden aus Österreich fördert den Anbau von Blühwiesen und unterstützen Projekte, die Insekten Lebensraum bieten. Durch ihre Online-Plattform bringt sie die Landwirtschaft und Gesellschaft zusammen, um Insektenschutzbiotope aus bisher landwirtschaftlich genutzter Fläche entstehen zu lassen.
Ähnlich agiert auch das Startup Blumenwiese. Durch Patenschaft können Kund:innen bequem von zu Hause aus eine Blumenwiese auf alten Ackerwiesen pflanzen lassen und so einen Beitrag für den Arten- und Umweltschutz leisten. Blühpatenschaften gibt es auch von ganz vielen anderen Anbieter:innen, zum Beispiel vom NABU, Klimawiese, Artenglück um nur ein paar zu nennen.
Ein weiteres innovatives Projekt stammt aus Niedersachsen: „Ökologische Nische Friedhof“ setzt sich dafür ein, Friedhöfe als Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten zu nutzen. Friedhöfe bieten oft ungenutzte Flächen, die sich hervorragend als ökologische Rückzugsorte eignen. Diese Flächen könnten in ganz Deutschland als kleine Biotope dienen und so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.
Oder die Heckenretter, die sich der Neuanlage und Pflege von Wildhecken widmen. Durch maßgeschneiderte Pflanzdesigns und Freiwilligenaktionen werden Heckenpatenschaften zwischen Landwirt*innen, Unternehmen und Einzelpersonen organisiert.
Startups für Vögel
Bis zu 100 Millionen Vögel sterben jährlich in Deutschland durch Vogelschlag an Glas. Denn Vögel können Glas nicht sehen. Hier setzt das Startup BirdShades an, die eine UV-Licht-reflektierende Fensterfolie entwickelt haben, die für Menschen unsichtbar ist, aber Vögel vor Kollisionen schützt.
Und natürlich möchte ich hier auch die #SAVE THE BIRDS Kampagne von Beesteez nennen, über die ich überhaupt so wirklich auf das Thema aufmerksam wurde.
Und auch Junge Menschen engagieren sich: So gründeten Schüler:innen das Startup Wildvogel-futter.de. In diesem Onlineshop vertreiben sie von einer Landwirtin an der Nordsee angebautes heimisches Wildvogelfutter. Ein kreatives Projekt, das gleichzeitig das Bewusstsein für heimische Vogelarten schärft.
Kennt ihr weitere Startups? Dann schreibt sie uns in die Kommentare!
Gemeinsam für die Natur
Vögel sind nicht nur schön anzusehen – sie sind ein essenzieller Indikator für den Zustand unseres Ökosystems. Wenn wir heute nichts tun, könnte das Verschwinden der Vögel nur der Anfang sein. Wir brauchen innovative Ideen, und viele dieser Ideen kommen von Startups, die mit viel Kreativität und Engagement die Biodiversität retten wollen.
Lasst uns gemeinsam handeln und dafür sorgen, dass die Natur nicht verstummt. Denn ohne Insekten gibt es keine Vögel – und ohne Vögel fehlt ein wichtiger Teil unseres natürlichen Gleichgewichts.