Nebenberuflich gründen ist im Trend. Mehr als die Hälfte aller Existenzgründungen sind Gründungen im Nebenerwerb (2017: 58%). Nebenberufliche Gründer*innen starten erst einmal klein, für wenige Stunden pro Woche. Ihr Einkommen verdienen sie meist noch mit einer Festanstellung. Sie wollen etwas ausprobieren – ohne auf volles Risiko zu gehen. Der Plan ist schlau: so kann erst einmal getestet werden, ob die eigene Geschäftsidee gut ankommt. Gerade im Social Entrepreneurship wird oft erst einmal nebenberuflich gegründet. Doch wie bei jeder Selbstständigkeit ist es auch hier wichtig, sich gut vorzubereiten.
1. Der Nebenberuf
Nebenberuflich gründen ist möglich. Je nachdem, aus welcher Haupterwerbstätigkeit heraus gegründet wird (z.B. Angestelltenverhältnis, Hausfrau/mann, Studierende/r, oder während der Arbeitslosigkeit) müssen verschiedene Dinge beachtet werden. Die Selbstständigkeit ist nur so lange nebenberuflich, wie bestimmte Kriterien eingehalten werden. Einkommen und die Arbeitszeit sind hier zum Beispiel zu nennen. Es geht dabei darum, welche Beschäftigung der Arbeitsmittelpunkt ist. So darf das Einkommen aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit beispielsweise nicht das Haupteinkommen sein. Arbeitslos gemeldete sollten mit der Agentur für Arbeit Rücksprache halten, denn gewisse Freibeträge und maximale Arbeitszeiten dürfen nicht überschritten werden. Das selbe gilt auch für Studierende. Auch während des Erziehungsurlaubes und der Rente gibt es bestimmte Regelungen zu beachten.
2. Anmeldung, Genehmigungen, Rechtsform und Steuern
Für alle Gründungen gilt, dass sie angemeldet werden müssen – auch im Nebenerwerb. Und zwar beim Finanzamt und der Gemeinde, wo sich der Betriebssitz befindet. Wie auch bei einer hauptberuflichen Selbstständigkeit, müssen bei der Anmeldung alle benötigten Qualifikationen und Genehmigungen nachgewiesen werden. Mehr zum Thema Genehmigungen hier. Wichtig ist außerdem, darauf zu achten, dass keine Scheinselbstständigkeit entsteht. Bei jeder Gründung stellt sich die Frage, welche Rechtsform die richtige für das Startup ist. Anwälte und Steuerberater können hierbei beratend zur Seite stehen. Einen ersten Überblick zu den passenden Rechtsform gibt es in diesem Rechtsform-Test. Für die Besteuerung ist es unerheblich, ob die Gründung im Voll- oder Nebenerwerb stattfindet. Zum Thema Steuern gibt es hier mehr. Es sollte außerdem geprüft werden, ob die Sonderregelung für Kleinunternehmer in Anspruch genommen werden kann. Dabei geht es insbesondere um die Befreiung von der Umsatzsteuer.
3. Spreche mit deinem Arbeitgeber
Grundsätzlich gilt, dass es jedem Arbeitgeber frei steht, sich nebenberuflich selbstständig zu machen. Auch ohne den Arbeitgeber darüber zu informieren. Nebenberuflich gründen ist daher fast immer möglich. Jedoch ist in manchen Fällen eine Genehmigung des Arbeitgebers erforderlich – insbesondere, wenn das gegründete Unternehmen dem Arbeitgeber Konkurrenz macht. Außerdem beinhalten manche Arbeitsverträge eine Nebentätigkeitsklausel, die beachtet werden muss. Und natürlich dürfen auch die Pflichten als Arbeitnehmer nicht vernachlässigt werden.
4. Sozialversicherungspflicht beachten
Wer nebenberuflich selbstständig ist, benötigt keine (zusätzliche) Sozialversicherung. Zumindest so lange nicht, wie die Vorgaben zur Nebenberuflichkeit erfüllt sind. Trotzdem ist es wichtig, Rücksprache mit der Krankenkasse zu halten, da die Einnahmen aus dem Nebenerwerb für die Beiträge berücksichtigt werden. Mehr zum Thema hier.
Nebenberuflich gründen – Vorteile
Da nebenberufliche Gründer/innen finanziell durch die Hauptarbeitsstelle abgesichert sind, sind sie nicht auf den schnellen Erfolg der eigenen Gründung abhängig, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Dies ermöglicht es, verschiedene Ideen auszuprobieren, ohne damit hundertprozentiges Risiko einzugehen. So können andere Ziele als schneller Umsatz im Vordergrund stehen, wie die langfristige Positionierung oder das Erlernen neuer Fähigkeiten. In manchen Fällen ist auch eine Kooperation mit dem Hauptarbeitgeber möglich. Eventuell reicht das Gehalt aus der Festanstellung sogar für kleinere Investitionen und den Aufbau des eigenen Unternehmens aus. Der Teilzeit-Gründer finanziert sich also im besten Fall durch sein „Hobby“ selbst. Ein Hobby sollte der Aufbau des Nebengeschäfts tatsächlich sein. Ein Hobby , für das man brennt. Ansonsten könnte es schwierig werden, immer die nötige Motivation aufzubringen, sich nach der hauptberuflichen Arbeit den Herausforderungen des Nebenjobs zu widmen.
Nebenberuflich gründen – Herausforderungen
Zeit – die Herausforderung schlechthin. Durch die feste Arbeitsstelle steht nur eine beschränkte Anzahl an Stunden für das eigene Unternehmen zu Verfügung: vor oder nach der Arbeit und am Wochenende. Das führt zwangsläufig dazu, dass manche Dinge über einen längeren Zeitraum hinweg bearbeitet werden müssen. Hier ist eine sorgfältige Planung sowie gute Kundenabsprache das A und O. In besonderen Phasen, beispielsweise, wenn der Launch eines Produktes oder der Abschluss eines Projekts bevorsteht, nehmen sich manche Teilzeit-Unternehmer auch schon mal ein paar Tage des Jahresurlaubs, um mit voller Kraft daran arbeiten zu können.
Machen oder kaufen?
Telefonannahmen, das Programmieren der Website, Buchhaltung – aufgrund der Zeiteinschränkung ist gerade bei Teilzeit-Unternehmern die Make-or-Buy-Entscheidung kritisch. Da durch die Hauptanstellung Geld eher vorhanden ist als Zeit, tendieren viele Teilzeit-Gründer zu „buy“. Also dazu, eine Dienstleistung oder ein Produkt von externen Anbietern zu beziehen, statt sie selber herzustellen. Werden bestimmte Tätigkeiten von Dritten erledigt, kann die begrenzte Zeit der Teilzeit-Unternehmer häufig produktiver und effizienter eingesetzt werden. Eine Make-or-Buy-Analyse kann bei solchen Entscheidungen helfen.
Nebenberuflich gründen – Nachteile
Eine nebenberufliche Gründung bringt eine Doppelbelastung mit sich und bedeutet, dass weniger Zeit für Freizeit, Freunde und Familie übrig bleibt. Um Hauptjobs, nebenberufliche Selbstständigkeit und Sozialleben unter einen Hut zu bringen, ist gute Planung ein Muss. Auch manche Kunden, Partner, Investoren oder Lieferanten können die nebenberufliche Selbstständigkeit negativ auslegen. Hier muss gut argumentiert werden können, weshalb man trotzdem die bessere Wahl gegenüber einem anderen, hauptberuflichen Unternehmen ist. Und auch die Gründung im Nebenerwerb kann scheitern – entstandene Schulden müssen dann aus Erspartem oder dem Gehalt abgearbeitet werden. Viele erfolgreiche Gründungen zeigen, dass es trotz der Herausforderungen funktionieren kann – auch ohne jede Woche über 70 Stunden zu schuften. Auf der Webseite von Sidepreneur, die deutsche Community für nebenberuflich Selbstständige, gibt es außerdem zahlreiche hilfreiche Tipps.